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LIFTGESCHICHTEN

10:58 Uhr. Eigentlich muss Brunschweiler nur vom dritten in den vierten Stock. Dort beginnt in zwei Minunten das Meeting, an dem er seine Marketingstrategie für die Einführung der neuen Bohrmaschine «Sanft» vorstellen muss. Seine Nerven sind ziemlich angespannt. Nervös betritt er den Lift und drückt auf den Knopf mit der Vier.

 

Der Lift ist gut besetzt und wird seine Fahrt genau nach der Reihenfolge der Knopfdrucke ausführen. So ist er programmiert und so ist es gerecht. Also geht die Fahrt im Tempo nach oben in den achten Stock. Dort steigt mit hocherhobenem Kopf und einem Lächeln der Zwygart aus. Typisch, denkt Brunschweiler, so geschäftig tun und dann im achten Stock beim Personalrestaurant aussteigen.

 

Und überhaupt, es ist ja erst 10:59 Uhr. Bereits befindet sich der Lift in rasanter Fahrt abwärts, bis in die Tiefgarage. Dort steigt Matthias Bosshard, der CEO, zu. Schlagartig verzögert sich die Aura. Fibrierende Stille. Lieber nichts sagen, als etwas Falsches. Der Lift beginnt seine Bergfahrt, am vierten Stock vorbei, direkt in den siebten Stock. Bosshard steigt aus und wünscht nur ein knappes «Schönen Tag!» Wir sehen uns doch, fährt es Brunschweiler durch den Kopf, der mittlerweilen schweissnasse Hände bekommen hat.

 

11:01. Scheisslift. Energisch drückt er auf den 4. Stock. Mein Gott, der muss doch jetzt halten. Auf der Fahrt nach unten legt der Lift einen Zwischenhalt ein, im fünften Stock. Kurzentschlossen, springt er aus dem Lift und speedet das Treppenhaus hinunter in den vierten Stock. Die Konferenzzimmertüre ist noch einen kleinen Spalt offen. Man wartet auf ihn. Während Brunschweiler hastig seine Präsentationsunterlagen auspackt, sitzt Bosshard bereits gemütlich auf seinem Sessel und grinst: «Warum nicht gleich die Treppe?»

Auf und Ab

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