Mein eigener Scheff
Magnolienstrasse 3 Zürich
ES WAR KEIN ENTSCHEID JA ODER NEIN. Es war bereits in meiner Jugend vorgezeichnet, dass mich mein Weg früher oder später in eine selbstständige Tätigkeit führen würde. Nur ahnte ich es nicht. Kleine von mir inizierte Projekte wie Pfadizeitung, Jugendtheater, das Führen der Sek-Bibliothek und das Dekorieren von Schaufenstern waren die ersten sichtbaren Vorboten.
Heute weiss ich, nach der Philosophie von Human Design bin ein manifestierender Generator. Ein Mensch, dessen Stärken in der Energie, Schaffenskraft und im Vorwärtsstreben liegen. Mit meinen dominierenden Merkmalen – schöpferische Lebensenergie, starkes Identitäts-Zentrum und ausgeprägte Kehle – musste meine Begabung irgendwann zum Durchbruch kommen.
Und sie kam. An die Oberfläche getrieben, gefördert und gefestigt durch meinen grossartigen Mentor und damaligen Chef, Jörg Steiner. Schon als blutjunger Berater – er hat mich mit einem vielversprechenden Job von Genf nach Zürich gelockt – vertraute er mir in der grossen, weltweiten Werbeagentur DDB ein mehrköpfiges Team mit Kreativen, Grafikern, Textern und Assistenten an. Ich war mit meinem Team autonom, wie ein Unternehmen im Unternehmen.
Immer mehr und immer grössere Kunden wurden uns zugeteilt, immer mehr Verantwortung, aber auch immer mehr Hektik, Forderungen und Ärger. Weltweite Konzerne wie Unilever liessen sich nicht von einem dreissigjährigen Kommunikationsschnösel belehren. Die Agentur hatte nach ihrer Pfeife zu tanzen, nicht umgekehrt. Und Jörg Steiner liess mich rudern, strampeln und verzweifeln. Fast bis zu meiner Kapitulation. Jeden Abend um 18 Uhr spazierte er in mein Büro, setzte sich relaxt an den Besprechungstisch, zündete sich eine Zigarillo an und fragte: «Was gibt’s, Herr Ruf?»
Buh, was dich nicht umbringt, macht dich stark. Das war meine siebenjährige Lehrzeit für die Selbstständigkeit. Es begann die Hochblüte der Werbung. Das Rennen nach jenen Kunden begann, die Rang und Namen hatten, kreative Kampagnen ermöglichten und Ansehen in der Werbewelt brachten. Und der Ehrgeiz meines Team war gnadenlos. So füllte Bally, Jägermeister, Rivella und andere unsere Zeit von morgens früh bis abends spät.
Von kleinen Kunden wandte man sich ab, sie störten nur. Fridolin? Temana? Harry Hofmann? Schon bald standen diese auf meiner privaten Betreuungsliste. Die Türe in die Selbstständigkeit war offen.

