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BANKGESCHICHTEN
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Friedlich schläft Kaspar. Seit seinem Lottogewinn hat sich alles verändert. Jeden Abend feiert er sein unfassbares Glück. Soeben hat er die letzten Gäste verabschiedet. Der ausgewählte Wein, das delikate Essen und das lockere Geplauder haben ihn müde gemacht.

 

Sorgsam zieht er sein seidenes Hemd aus, legt es über den Kleiderboy, hängt die Krawatte in den Kasten, stellt seine Armani-Schuhe auf das Kirschenholz-Tablar und genehmigt sich wie jeden Abend vor dem Schlafengehen noch den letzten Chivas. Schwungvoll schliesst er die Tür der Minibar. Sein Innenarchitekt hat an alles gedacht. Es fehlt ihm an nichts. Schnell hat er sich an das neue Leben gewöhnt und jeder Wunsch hat sich erfüllt. Ausser, dass er immer noch alleine in seinem grossen Doppelbett schläft. Dieses Glück scheint im Lottogewinn nicht inbegriffen. Per Druck auf das Display, schliessen sich die Storen, der Fernseher schaltet aus, harmonische Backgroundmusik ertönt und das Licht dämmt sich auf 24 Prozent.

 

Das Paradies kann nicht anders sein, denkt er genüsslich, als er unsanft gerüttelt wird. «Sie können hier nicht schlafen,» ermahnt ihn eine bestimmte Stimme. Kaspar reibt sich die Augen und schaut sich um. Offenbar hat er sich bei der Wahl seines Nachtlagers vertan und sich auf eine Parkbank des eines privaten Gartens gelegt. Er realisiert, dass sich ein Traum aus einem Fünfsterne-Leben in seinen Kopf verirrt hat. Langsam steht Penner Kaspar auf, packt seine Habseligkeiten in seine zwei Migrossäcke, lächelt dem Wächter mitleidig zu und schlurft davon.

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