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MONATSGESCHICHTE APRIL

Tochter: «Hallo Pa, kannst du dir bitte den 12.09.2032 reservieren?»

Vater: «Wie bitte, 2032?»

Tochter: «Jawohl richtig, deine Super-Agenda wird das wohl schaffen.»

Vater: «Meine Super-Agenda schon, aber ob ich das schaffe?»

Tochter: «Keine Sorge, das schaffst du schon. Wir werden immer älter.»

Vater: «…Mmh, schauen wir mal. Aber wer weiss, was 2032 sein wird?»

Tochter: «Eben, darum sollst du dir den Termin reservieren. Und bitte, setze dir eine Erinnerung!»

Der Vater schüttelt ungläubig den Kopf.

Vater: «Aber, was willst du denn machen?»

Tochter: «Überraschung!»

Vater: «Aha, also weisst du es noch nicht.»

Tochter: «Doch, doch, es wird eine R-i-i-i-esenparty!»

Vater: «Da bin ich ja gespannt. Und wo soll die Riesenparty stattfinden?»

Tochter: «Eben … Überraschung!»

Vater: «Hast du schon etwas reserviert?»

Tochter: «Was reservieren? Mein Fest wird virtuell ablaufen!»

Vater: «Virtuell? ... kapiere ich nicht.»

Tochter: «Wir werden zusammen feiern, in einem virtuellen Raum.»

Vater: «Oho … also bei dir zu Hause?»

Tochter: «Hallo Pa, die Welt ändert sich! Schon was gehört von VR?»

Vater: «VR?»

Tochter: «Ja, Virtual Reality! Man setzt sich eine Datenbrille auf und schwupps trifft man sich in einer virtuellen Welt.»

Vater: «Ist das wirklich nötig? … was wird sich diese verrückte Cyber-Generation noch alles ausdenken?»

Tochter: «Also, ich wähle aus einem Album einen schönen Ort aus, zum Beispiel auf dem Matterhorn ... » 

Vater: « … wie komme ich aufs Matterhorn?»

Tochter: «Moment, ist ja nur ein Beispiel. … Oder auf den Malediven oder auf dem Mond. Alle ziehen sich ihre Datenbrille an, loggen sich ein und die virtuelle Party auf dem Mond kann losgehen!»

Vater: «Oje, liebe Tochter, ich auf dem Mond? Da ist dir wohl die Phantasie durchgebrannt!» 

Tochter: «Oh nein, lieber Pa. Willkommen in der neuen Welt. Ich freue mich, dass du dabei bist.»

Vater: «Kaum, in zwölf Jahren bin ich alt und gehe vielleicht am Rollator. Ich glaube nicht, dass ich da eine gute Figur abgebe ... » 

Tochter: «Hör zu, du kommst ja nicht persönlich! Du beamst einfach deine Person zu meinem Fest.»

Vater: «Oh bitte nicht! Dann bin ich zu alt und vielleicht auch nicht mehr so zwäg.»

Tochter: «Ja vielleicht, aber du beamst nicht deine aktuelle Version dorthin, sondern schickst eine Backup-Version. Zum Beispiel, als du 60 Jahre warst und noch vital und good looking … » 

Vater: « … stopp-stopp, hör auf … » 

Tochter: « … Meinst du, die anderen beamen ihre aktuellen Versionen dorthin? Nein, da werden nur die besten Ausgaben unserer lieben Freunden, Verwandten und Bekannten zu sehen sein! Ich bin sicher, meine Gotte Maria wird ihre aufgetaggelte Backup-Version 2.0 beamen! Das wird super cool … ein Riesenspass!» 

Vater: «Hör auf … das ist doch purer Schwindel!»

Tochter: «He, Paps! Es will doch niemand den Rollator-Pa sehen, sondern den charmanten, gutgelaunten Pa in seinen besten Jahren!»

Stille. 

Vater: «Mmmh, jetzt weiss ich mehr, ob ich 2032 noch leben will.» 

Tochter: «Oh nein, warum so pessimistisch? Es wäre doch mein 50. Geburtstag! Da darfst du nicht fehlen, bitte, bitte!»

Vater: «Aha, das ist der Grund. Aber, dann bin kaum mehr auf dieser Welt. Du wirst meine Abwesenheit verkraften müssen.»

Tochter: «Das wäre ja total schade …» 

Und nach kurzem Überlegen, sichtlich enttäuscht: «Na gut, in diesem Falle würde ich halt aus dem Archiv deine 60 Jahre-Version zu meiner Party beamen ...»

12.09.2032

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